Wiener Startup zerolens erhält für virtuelles Fotostudio 235.000 Euro Investment

Das Wiener Startup zerolens hat ein virtuelles Fotostudio entwickelt, mit dem Firmen ihre Produkte in künstlich erzeugten dreidimensionalen Umgebungen fotografieren können. Für die Geschäftsidee konnte das Gründerteam rund um CEO Lukas Fechtig nun ein Investment in der Höhe von 235.000 Euro an Land ziehen.

Wie bei so vielen Startups entstand die Geschäftsidee von zerolens aus einer Not heraus. Die Gründer Lukas Fechtig und Nikolaus Redl haben während ihres Studiums einen Online-Shop für Schmuck betrieben und sahen sich dabei mit einem Problem konfrontiert: Das Erstellen professioneller Produktfotos war sehr zeit- und kostenintensiv – insbesondere bei Produkten, die in einer außergewöhnlichen und schwer zu erreichenden Umgebung, wie einem tropischen Strand, fotografiert werden mussten. Um das Problem zu lösen, haben Fechtig und Redl gemeinsam mit einem weiteren Co-Founder an einer technischen Lösung gearbeitet, um sich sowohl ein professionelles Fotostudio, als auch einen teuren Fotografen bzw. Reisekosten zu sparen.

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Automatisiertes Fotoshooting

Nach einiger Zeit an Tüftelei ist schlussendlich eine Software für ein virtuelles Fotostudio entstanden. Mit diesem können Firmen ihre Produkte in computergenerierten, dreidimensionalen Umgebungen platzieren und fotografieren. Nach dem virtuellen Fotoshooting erhalten die Nutzer automatisiert ein Produktfoto in Studioqualität. Die Idee und die dahinterstehende technische Lösung waren schlussendlich so ausgereift, dass sich Fechtig und Redl zur Gründung eines eigenen Startups entschlossen. Die Gründung erfolgte erst im März diesen Jahres.

Die Funktion von zerolens

Um die Objekte aus unterschiedlichen Perspektiven in der virtuellen Umgebung fotografieren zu können, müssen diese zunächst in einem CAD-Programm von einem 3D-Artist modelliert werden. Als ein weiteres Verfahren kann auch Photogrammetrie zum Einsatz kommen. Wie Fechtig erläutert, wird dabei das Objekt mit rund 50 Kameras 360 Grad von allen Seiten fotografiert und anschließend gerendert.

Firmen können die Produkte direkt an das Startup schicken, wobei eine Modellierung laut Fechtig aktuell zirka zwei Tage in Anspruch nimmt. Sofern das Objekt bzw. Produkt digitalisiert ist, kann es beliebig oft in unterschiedlichen Umgebungen aus verschiedenen Blickwinkeln virtuell fotografiert werden. “Nachdem das Objekt digitalisiert wurde, können unsere Kunden am laufenden Band Fotos produzieren. Dies bringt natürlich eine erhebliche Zeitersparnis mit sich, da nicht für jedes Setting ein eigener Fotograf engagiert werden muss. Firmen können so schnell reagieren, was insbesondere im Social Media Bereich von großem Vorteil ist,” so Fechtig.

Zwei Minuten für ein Werbefoto

Das Fotografieren der Objekte funktioniert sehr einfach. In einer Web-Browser-Applikation kann das eigene Objekt ausgewählt und anschließend in den verschiedenen virtuellen Umgebungen, wie beispielsweise einer Strand-Szene manuell positioniert werden. Sobald sich der Nutzer auf eine Position festgelegt hat, kann er über einen Button das Foto auslösen. Anschließend schickt das Programm die Daten an einen Server, auf dem das Objekt und die Umgebung entsprechend gerendert werden. Zwei Minuten später wird das Foto für den Nutzer zum Download bereitgestellt. 

Geschäftsmodell und USP

Wie der Gründer erklärt, arbeitet zerolens derzeit mit ersten Beta-Testkunden zusammen. An deren Bedürfnissen und Anforderungen soll das virtuelle Fotostudio weiterentwickelt werden. Ein endgültiges Preismodell für die Modellierung der 3D Objekte und Fotos, gibt es aufgrund der sehr frühen Entwicklungsphase noch nicht, wobei das Startup einen Preis pro Foto für unter zehn Euro anstrebt. “Mit unserem Service sind wir um den Faktor Zehn günstiger als Fotografen”, so Fechtig.

Als Konkurrenz gebe laut Fechtig zwar Programme für 3D-Rendering am Markt, allerdings können diese meist nur professionelle 3D-Artisten mit einer entsprechenden Ausbildung bedienen. In diesem Zusammenhang verweist der Gründer auch auf den USP von zerolens, der in der einfachen Handhabung und Automatisierung liege.

Investment von 235.000 Euro

Für die Geschäftsidee konnte zerolens ein Investment in der Höhe von 235.000 Euro an Land ziehen, das sich sowohl durch eine Beteiligung von Speedinvest, als auch eine Förderung durch das Austria Wirtschaftsservice zusammensetzt – konkret handelt es sich um einen aws preseed Zuschuss für die Vorgründungsphase von High-Tech-Unternehmen.

Das frische Kapital möchte Fechtig und sein Team in die Weiterentwicklung des Produktes, sowie das Onboarding neuer Kunden investieren. Bis Sommer sollen rund 150 virtuelle Umgebungen im Angebot sein. In absehbarer Zeit sei laut dem Gründer der Aufbau eines Online-Marktplatzes für virtuelle Fotoshootings geplant. Nutzer sollen dann – ähnlich einer Stockdatenbank für Fotos – selbst dreidimensionale Settings hochladen können.

Foto: (c) Julia Domig / zerolens: (v.l.n.r.) Nik Redl, Lukas Fechtig, Mirko Vodegel